Non exiguum temporis habemus, sed multum perdimus.

Lucius Annaeus Seneca

Sonntag, 11. März 2012

Eine Zukunftsvision unserer Erde

Manchmal überlege mir wirklich, was in den Köpfen anderer Menschen vorgeht.
Heute war wiederum einer dieser Tage.

Wie einigen Leuten bekannt sein mag, war heute wieder einmal Wahlsonntag. Abgestimmt wurden über diverse Themen. In meinem Wohnkanton unter anderem darüber, ob die 5 Jahre Primar & 4 Jahre Oberstufe abgeschafft und 6 Jahren Primar & 3 Jahren Oberstufe weichen sollen. Zu meiner Enttäuschung wurde die Initiative befürwortet.
Die HarmoS-Vorlage wurde mit 78,6 Prozent gutgeheissen.
Quelle: 20min Online

Trotz der Tatsache, dass ich fast damit gerechnet hatte - ich mag den Beschluss nicht. Es ist nicht, dass ich es doof finden würde, wenn die Bildung einigermassen schweizweit geregelt wird. Nein, dieser Ansatz gefällt mir relativ gut, weil das Ganze, so wie es jetzt ist, doch sehr kompliziert ist. Was ich nicht mag, sind diese 6 Jahre Primar. Blicken wir doch einmal zurück in meine Schulzeit.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich in der 5. Primar in dem Schulbank sass, unserem Lehrer zuhörte und - falls möglich - nebenbei malte. Oder Geschichten schrieb. Oder mich mit meiner Banknachbarin unterhielt, die genauso gelangweilt war wie ich. In Mathematik ärgerte mich jedes Mal die langsame Auffassungsgabe meiner Mitschüler, weil ich den Stoff schon längst begriff. Was habe ich mich darauf gefreut, endlich in die Oberstufe zu wechseln; endlich mehr gefordert zu werden. Und mich nicht die ganze Zeit zu langweilen.
Jetzt stellen wir uns das doch einmal mit dem neuen System vor. Ich hätte mich ganze 2 Jahre sinnlos gelangweilt, wäre 2 Jahre lang total unterfordert gewesen. In meinen Augen macht es keinen Sinn, seine Kinder wohin zu schicken, wo sie sich nur langweilen - und die Hälfte von dem lernen, was sie eigentlich lernen könnten und gerne lernen würden. 

Nun, da dieser Entscheid aber gefällt ist (und ich, die ich noch nicht einmal wahlberechtigt bin, sowieso nichts daran ändern kann), würde ich es sehr begrüssen, wenn die "begabteren" Kinder wenigstens mehr gefordert werden. Und zwar nicht so, indem man all denen, die ausschliesslich 5.5er und 6er schreiben vorschlägt, eine Klasse zu überspringen. Wenn man Freunde in einer Stufe gefunden hat, möchte man diese unter Umständen nicht wechseln. Und der 2. Punkt; Die Anspruchsgruppe sind nicht nur Kinder mit 5.5-6ern! Ich persönlich  war nie so gut, was daran lag, dass ich noch nie viel von lernen hielt - und ich tue es auch jetzt nicht. Dennoch war ich gelangweilt und ich hätte gerne mehr, anspruchsvolleres gelernt. Wirklich.

Auf jeden Fall finde ich es gut, dass die Struktur der Oberstufe beibehalten wird. Die Bezirksschule unseres Kantons ist nämlich definitiv strenger, als eine Sek A des Kantons Zürich, wie ich durch einige Vergleiche mit Klassenkameraden herausfand. (Leute, die in der Sek A nur 5er-6er hatten, haben nun 4er Schnitte, während ich einen Schnitt >5 habe; Leute, die "Schweitz" schreiben, besuchen die Sek A -> Allgemeinwissen adieu?).


Noch weiter. Ich weiss nicht so recht, aber manchmal habe ich das Gefühl, ich bin die einzige sechzehnjährige, die sich Gedanken darüber macht, in was für eine Welt sie ihre eventuellen zukünftigen Kinder setzen wird. Oder sich überhaupt um das Bildungssystem kümmert. 

Was mich nämlich auch sehr nachdenklich stimmt, sind Dinge wie:
Link: 20min Online

Mein Horrorszenario bezüglich diesem Falle wäre ja immer noch, dass sich ein Kind zu einem besonderen Anlass einen Film auswählen darf, der gemietet wird. Die Mutter befindet sich in der Küche, das kleine Ding (in dieser Zeit können ja wohl schon 5jährige mit Fernsteuerungen umgehen) blättert sich schön brav durch die Filme... Und stösst auf sowas!
Ich weiss ja nicht genau, wie das Prinzip funktioniert, aber - das würde ich nicht wollen, hätte ich Kinder.

Aber dem Kunden bleiben schliesslich das Recht, seinen TV-Anbieter selber auszuwählen, von daher ist das nicht ganz so gravierend. ;D

und nun noch das obligatorische Bild ;)
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